Kfz-Versicherer buhlen um Kunden mit günstigen Einsteigertarifen. Wer die Angebote der Versicherer vergleicht, kann durch einen Wechsel viel Geld sparen. Dabei gibt es allerdings einige Fallstricke.

Es ist ein alljährlich wiederkehrendes Ritual unter Deutschlands Autofahrern. Rund 44 Millionen Personenwagen sind hier zu Lande zugelassen. Für etwa jedes fünfte sucht der jeweilige Besitzer dieser Tage eine neue Versicherung, hat die Unternehmensberatung Accenture gerade in einer Studie ermittelt. Um sie buhlt die Versicherungsbranche gezielt mit aktuell günstigen Neukundentarifen. Wer die Preise einer Kraftfahrzeug-Police über das Jahr verfolgt, der weiß, dass sie schwanken wie die Spritpreise an den Tankstellen und in den Wochen vor dem traditionellen Wechselstichtag 30. November so niedrig sind wie sonst nie im Jahr – um danach dann kräftig zu steigen.  

 

Wer in nächster Zeit für 2015 eine Beitragserhöhung erhält, hat ein vierwöchiges Sonderkündigungsrecht. Die Versicherer werden ihre Bestandskunden auf breiter Front zur Kasse bitten, sagen namhafte Marktbeobachter. Die Branche operiert seit Jahren in den roten Zahlen und erhöht nun zum vierten Mal hintereinander ihre Beiträge im Bestand. Einen guten Überblick hat die Hannover Rück, bei der sich Kfz-Versicherer mit hier zu Lande 70 Prozent Marktanteil rückversichern.    Am stärksten steigen dürfte 2015 im Schnitt der Beitrag für Vollkaskopolicen mit rund drei Prozent, sagt Hannover Rück-Manager Andreas Kelb. Bei Teilkasko und bei normaler Haftpflicht erwartet er durchschnittliche Aufschläge von jeweils 1,5 Prozent. Voriges Jahr lagen die Beitragserhöhungen nach den Statistiken des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) je nach Art der Police noch zwischen 3,6 und 5,9 Prozent.

Was Kfz-Halter sparen können

Diese Entwicklung heizt das Wechselfieber an.  Das Einsparpotential kann beachtlich sein. In einer Studie für den Internet-Versicherer Direct Line hat Thomas Köhne als Fachleiter Versicherung der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) ermittelt, was Kfz-Halter sparen können. Nach der Untersuchung von mehr als 300 Musterfällen in unterschiedlichen Regionen hat er einen durchschnittlichen Preisunterschied zwischen dem jeweils teuersten und dem günstigsten Angebot von 1231 Euro errechnet.

Eine solche Spardimension hält der Bund der Versicherten (BdV) aber im Regelfall für unrealistisch. „Die meisten Autohalter können zwischen 100 und 400 Euro jährlich sparen, wenn sie sich umsehen“, sagt die BdV-Expertin Bianca Boss. Wer den Kfz-Versicherer wechselt, tue das meist regelmäßig. Und wer jedes Jahr wechselt, zähle auch nicht zum Kundenkreis mit den teuersten Policen. Die Beitragshöhe sollte aber nicht alleiniger Maßstab sein, sagen Verbraucherschützer. Entscheidend sei der Preis gemessen an den damit verbundenen Leistungen, weil es sonst im Schadensfall bisweilen ein böses Erwachen gibt und hohe Kosten auf einen zukommen, deren Übernahme nicht in der Billigpolice enthalten war.  

Neue Versicherer fragen bei Vorgängern nach

Ein Fallstrick betrifft den sogenannten Rabattretter und damit ein von Verbrauchern hochgeschätztes Tarifmerkmal, das aber zusehends aus Neuverträgen verschwindet. Es verhindert, dass man bei einem pro Jahr gemeldeten Unfall in der Schadenfreiheitsklasse nach oben gestuft wird. Einen solchen Rabattschutz bieten einige Versicherer mittlerweile nur gegen einen Zusatzbetrag an, aber der Retter ist dann strikt auf die eigene Gesellschaft beschränkt, warnt der BdV. Das führe dazu, dass ein so tarifierter Autohalter, der zum Beispiel dieses Jahr einen Unfall hatte und zum neuen Jahr den Versicherer wechselt, von diesem nachträglich wegen des Schadenfalls hochgestuft wird, warnt Boss. Ein neuer Versicherer frage immer bei der Vorgängerversicherung nach, ob es vor kurzem einen Schadensfall gegeben hat.  Ihres Wissens werde dieser Fallstrick von keinem Vergleichsrechner im Internet erfasst. Den wirklichen Beitragssatz könne man dann nur im persönlichen Gespräch mit der neuen Versicherung erfragen, wenn man den Unfall im Vorjahr ausdrücklich angibt und einrechnen lässt.

 Boss warnt generell davor, sich bei der Suche nach einer neuen Versicherungspolice auf nur ein Vergleichsportal zu verlassen. Selbst der Marktführer Check24 bildet nicht das gesamte Angebot ab. Dort fehlen zum Beispiel ausgerechnet die Tarife des hier zu Lande führenden Kfz-Versicherers Huk Coburg. Die sind beim Konkurrenzportal Verivox enthalten. Aber dieses Portal vergleicht nur 53 dort abschließbare Tarife gegenüber 209 bei Check24. Verbraucherschützer empfehlen vor allem die Vergleiche der Stiftung Warentest oder den Online-Vergleichsrechner Nafiauto, über den aber kein Vertrag abgeschlossen werden kann.