Zwei Kinder haben Kadaver zweier Schafe in der Nähe der Jugendfarm Riedenberg gefunden. Die Tiere sind Mitte September von dort verschwunden. Mitarbeiter und Eltern sind tief besorgt. In den sozialen Netzwerken wird über die oder den Täter spekuliert.

Riedenberg - Es waren zwei Jungen, die Ende vergangener Woche in der Nähe der Jugendfarm Riedenberg einen grauenhaften Fund machten. Sie fanden etwas versteckt im Gebüsch zwei Mülltüten, von denen Gestank ausging. Mit einem Taschenmesser öffneten sie eine der Tüten. Knochen und Fell quollen aus dem Loch hervor. Dem Erzieher Michael Thomas ist der Schreck anzusehen, als er berichtet, wie aus einem Verdacht Gewissheit wurde. Die beiden Zwergschafe, die Mitte September vom Gelände der Jugendfarm verschwunden sind, wurden getötet. Thomas berichtet, dass die beiden Jungen zunächst sich gar nicht getraut hätten, von ihrem Fund zu erzählen. „Die waren geschockt. Dann haben sie aber doch ausgepackt“, sagt der Erzieher. Er habe sich dann selbst die Mülltüten angesehen. In beiden befanden sich Überreste der Tiere. „Fleisch war da keines mehr dran“, sagt er.

 

Seitdem die Kadaver gefunden worden sind, herrscht Trauer und Ratlosigkeit unter den Mitarbeitern der Jugendfarm. Eltern seien besorgt, sagt Michael Thomas. Die Jugendfarm-Mitarbeiter versuchen, zu beruhigen. Aber auch sie verunsichern viele offene Fragen. Markus Dinkelacker vom Jugendfarm-Verein geht wie auch die Polizei davon aus, dass die beiden Schafe gestohlen und an einem anderen Ort getötet worden sind. Hinweise, dass dies auf dem Gelände der Jugendfarm oder in unmittelbarer Nähe geschehen ist, gibt es laut Angaben der Polizei nicht. „Also hat jemand die Müllsäcke mit den Kadavern wieder zurückgebracht und in unserer Nähe deponiert. Das ist schon ein gruseliger Gedanke“, sagt er.

Spekulationen über den oder die Täter hält Dinkelacker für müßig. Dennoch habe der ganze Jugendfarm-Verein darüber nachgedacht, ob er Feinde hat. „Uns ist aber kein einziger Konflikt eingefallen“, sagt Dinkelacker. Gemutmaßt über die Täter werde in den sozialen Netzwerken. Da gebe es einige, die Flüchtlinge beschuldigen, weil der Islam das Schächten kenne. Michael Thomas berichtet von einer Mutter, die Rechtsradikale hinter der Tat vermutet, um Muslime in ein schlechtes Licht zu rücken. Der Jugendfarm-Verein wolle mit solchen Mutmaßungen nichts zu tun haben. „Aber wir sehen, wie viel Unfrieden diese Tat schon ausgelöst hat“, sagt Michael Thomas.

Kameras werden installiert

Der Erzieher hat nach dem Fund der Schafkadaver bereits den Kaninchenstall befestigt, um es Einbrechern schwerer zu machen. Das Gelände der Jugendfarm soll nach und nach mit Kameras ausgerüstet werden. Sie sollen an Wochenenden gewährleisten, dass möglicher Täter sich beobachtet fühlen. Eigentlich passe eine solche Sicherheitsinfrastruktur nicht zur Philosophie einer offenen Jugendfarm, sagt der Erzieher. „Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir unsere Tiere besser schützen können. So ist leider die Realität“, sagt Michael Thomas.

Markus Dinkelacker macht sich Sorgen, wie Eltern und Kinder mit der Tötung der Tiere umgehen werden. „Wir sind ratlos, wie wir diese schlimme Sache den Kindern erklären sollen“, sagt er. Immerhin habe Emily, das Zwergschaf, das von dem oder den Tätern verschont wurde, wieder Gesellschaft. Zwei neue Schafe wurden der Jugendfarm gespendet, nachdem das Verschwinden der beiden Tiere bekannt geweoden ist. Emily hat die Einsamkeit zu schaffen gemacht. Sie habe sogar die Nahrung verweigert, berichtet Michael Thomas. Mittlerweile spiele sie mit ihren neuen Kameraden. „Das Leben geht ja weiter.“