Als letzter der drei Premiumhersteller hat BMW am Dienstag in München seine Zahlen für das dritte Quartal 2017 vorgelegt. Das Wachstum der Bayern liegt deutlich unter dem des Stuttgarter Konkurrenten Daimler.

München - Der erfolgsverwöhnte Premiumhersteller BMW muss seiner kostspieligen Hightechstrategie Tribut zollen. Mit seiner Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen im reinen Autobau von 8,3 Prozent sind die Münchner jedenfalls im dritten Quartal nicht nur hinter Daimler mit 9,2 Prozent, sondern auch der von der Diesel-Affäre belasteten VW-Tochter Audi mit 8,9 Prozent zurückgefallen, musste BMW-Chef Harald Krüger in München zur Vorlage einer Zwischenbilanz einräumen.

 

Was den Gewinn drückt, sind Milliardensummen für die Entwicklung von Elektro- und Roboterautos sowie hohe Anlaufkosten für rund 40 neue oder überarbeitete Modelle, die dieses und nächstes Jahr auf den Markt kommen. „Wir investieren in die Mobilität von morgen“, bekannte Krüger. Einher geht das aber mit abflauendem Wachstum. Auch in dieser Hinsicht hängt der Stuttgarter Edelkonkurrent die Bayern zunehmend ab, denn während BMW nach neun Monaten 2017 konzernweit über alle drei Konzernmarken BMW, Mini und Rolls-Royce auf 1,81 Millionen Verkäufe und damit ein Absatzplus von 3,7 Prozent kommt, liegt das Plus von Mercedes-Benz Cars mit 9,0 Prozent auf 1,76 Millionen Verkäufe deutlich höher.

Absatzrekord für 2017 bei BMW nicht in Gefahr

Audi als Dritter im Bunde mit 1,38 Millionen nach neun Monaten verkauften Wagen verdaut noch ein massives Absatzproblem in China Anfang des Jahres. Der geplante neue Absatzrekord 2017 ist bei den Münchnern deshalb zwar nicht in Gefahr, aber der Konzernumsatz werde bis Ende des Jahres wohl nicht um bis zu einem Zehntel steigen, sondern nur um maximal fünf Prozent, beteuerte das BMW-Management. Allerdings werde man etwas mehr Gewinn vor Steuern einfahren als zuletzt geplant.

Die Belastungen durch Vorleistungen in neue Technologien würden noch auf drei Jahre überdurchschnittlich hoch bleiben, kündigte Finanzchef Nicolas Peter an. So leistet sich BMW unter anderem 400 Millionen Euro für einen massiven Ausbau seines Münchner Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ), das ab 2019 in der ersten Ausbaustufe rund 5000 weitere Hightechspezialisten beschäftigen soll. Dazu kommt ein ebenfalls an der Stadtgrenze im Aufbau befindlicher Campus für autonomes Fahren, in dem demnächst 2000 weitere Experten an einer offenen Plattform für Roboterautos arbeiten sollen. Unter diesem Dach will BMW personell mit den Technologiepartnern Intel und Mobileye kooperieren. Dem Bündnis angeschlossen haben sich auch Fiat-Chrysler sowie die Autozulieferer Delphi, Continental und Magna. BMW stärke auf diese Weise den Standort Deutschland als Kompetenzzentrum und Innovationstreiber, betonte Krüger.

Bis Ende des Jahres bis zu 100 000 Elektroautos verkauft

Nachfrageseitig drückt sich das Hightech-Engagement bislang darin aus, dass BMW nach neun Monaten 2017 mit gut 68 000 Elektro- und Hybridautos schon so viele Gefährte dieser Antriebsart verkauft hat wie im gesamten Vorjahr und auf einen Absatz von über 100 000 elektrifizierten Autos in diesem Jahr zusteuert. Insgesamt fristet die Technologie aber auch bei den Münchnern weiter ein Nischendasein.

Dagegen stammt aktuell allein ein Drittel des globalen Absatzes von spritschluckenden Geländewagen der X-Baureihe. Unter Druck, EU-weite Flottengrenzwerte beim Klimakiller Kohlendioxid (CO2) zu erreichen, kommt BMW zudem durch einen immer weiter sinkenden Absatz von Dieselfahrzeugen, die gegenüber Benzinern zumindest beim Schadstoff CO2 einen Vorteil haben. In Deutschland ist der Dieselabsatz von BMW jedenfalls binnen Jahresfrist von 65 auf 60 Prozent und europaweit von 73 auf 68 Prozent gefallen, räumte Konzernchef Krüger ein. Ob ihm die jüngsten EU-Kartellermittlungen bei BMW Sorge bereiten, behielt er indessen für sich. Noch würden dazu interne Untersuchungen laufen. Rückstellungen haben die Münchner dafür noch nicht gebildet. Den Umstand, dass Daimler und VW sich für fragwürdige Absprachen des Trios als Kronzeugen zur Verfügung gestellt haben, wollte Krüger nicht kommentieren.