Nach dem Sprinter-Modellwechsel und der Werkseröffnung in den USA gibt es Probleme mit der Qualität.

Stuttgart - Daimler ist mit seiner Transportersparte in den zurückliegenden Monaten auf ungewohnt holpriges Gelände geraten. Die Eröffnung eines neuen US-Werks in Charleston/South Carolina zusammen mit dem Modellwechsel beim Erfolgsfahrzeug Sprinter sind nicht glatt über die Bühne gegangen. Intern heißt es bei Daimler, das Management habe den Werks- und Sprinter-Modellanlauf im vorigen Jahr „vergeigt“. Aus dem Mund von Vorstandschef Dieter Zetsche klingt das nur in der Wortwahl freundlicher: Die Verlagerung von Kapazitäten aus dem Stammwerk Düsseldorf in die USA zusammen mit der Neuauflage des Erfolgsmodells habe dazu geführt, dass in beiden Werken die geplanten Stückzahlen verfehlt wurden.

 

Der Absatz hat den Rekordwert von 2017 übertroffen

Auch die erwartete Topqualität ist nach Zetsches Worten nicht erreicht worden. Dies wiederum machte teure Nachbesserungen erforderlich. Auf diese Ursachen entfiel nach Zetsches grober Schätzung die Hälfte der Sonderbelastungen im vorigen Jahr, die andere auf Auslieferungsstopps und Nachrüstungen im Zusammenhang mit dem Streit um Diesel-Abgaswerte. Da Transporter durchweg mit Dieselantrieb fahren, hat dies das Ergebnis des Geschäftsfelds Vans überproportional stark beeinflusst. Unter dem Strich steht nun für 2018 ein magerer Gewinn von 312 Millionen Euro – im Jahr zuvor war das Ergebnis vor Zinsen und Steuern fast viermal so hoch –, obwohl beim Absatz mit 421 000 Transportern der Rekordwert von 2017 noch einmal um fünf Prozent übertroffen wurde und auch der Umsatz stieg.

Der Werksneubau in den USA war bei den Mitarbeitern in Düsseldorf heftig umstritten, weil sich die Belegschaft im Rheinland Sorgen um ihre Arbeitsplätze machte. Der Konzern hat die Beschäftigung in dem Werk mit 6500 Mitarbeitern aber weitgehend gehalten. Die Anpassung der Kapazitäten erfolgte über den Abbau von Leiharbeitern. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen hat die Werksleitung verkündet, dass in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 1400 Leiharbeiter das Werk wieder verlassen sollen. Die zweite Fabrik in Deutschland steht in Ludwigsfelde (Brandenburg) und beschäftigt 2000 Menschen. Vom US-Standort Charleston aus, in den Daimler 500 Millionen Dollar gesteckt hat, werden die Märkte USA, Kanada und Mexiko beliefert. Gleich zum Produktionsstart im September mit 900 Mitarbeitern konnten die Stuttgarter einen Großauftrag des Internet-Lieferdiensts Amazon für 20 000 Transporter verbuchen. Ob dieser Auftrag freilich profitabel ist, ist intern umstritten. Die Fahrzeuge gehen individuell zugeschnitten an selbstständige Auslieferungspartner von Amazon.

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Personalchef Porth muss den Spartenchef seit Monaten vertreten

Hinter vorgehaltener Hand heißt es bei Daimler, das Topmanagement habe den schwarzen Peter dem Produktionschef Frank Klein zugeschoben, der das Unternehmen verlassen musste. Sein Nachfolger wird am 1. März Ingo Ettischer, der bisher Produktionschef im Lastwagenwerk Wörth ist. Die Führung des Geschäftsfeldes Transporter hat gegenwärtig de facto Vorstandsmitglied Wilfried Porth inne, der sich im Hauptberuf um das Personal kümmert und ansonsten eher nebenher für die Vansparte zuständig ist. Er muss aber seit mehreren Monaten den erkrankten Spartenchef Volker Mornhinweg vertreten. Als Porths Mann in der Führung von Mercedes-Benz Vans gilt Ulf Zillig, der seit dem 1. Juli 2108 Leiter der Produktentwicklung ist. Pikant ist, dass Zillig vorher Gesamtprojektleiter für den neuen Sprinter war, der die Probleme ausgelöst hat. Zillig trat die Nachfolge des langjährigen Entwicklungschefs Jörg Zürn an, der mit 59 Jahren in den Ruhestand ging.