Die anti-israelischen Proteste an den amerikanischen Universitäten breiten sich aus. Der Gaza-Krieg wird zum postkolonialen Befreiungskampf umgedeutet. Zentrum ist die Columbia-Universität in New York.

Die jungen Menschen, die kurz vor Mitternacht auf einem Bordstein in Harlem stehen, sind sichtbar aufgerüttelt. Eine Frau, höchstens Mitte 20, die ein Palästinensertuch über dem Mund trägt, zittert am ganzen Leib und wenn sie anfängt zu sprechen, überschlägt sich ihre Stimme. Ihre Begleiterin tippelt daneben von einem Fuß auf den anderen und saugt nervös an einer Zigarette.Nur wenige Meter von ihnen entfernt hat sich auf der Amsterdam Avenue eine Hundertschaft an Polizisten aufgebaut, sie tragen kugelsichere Westen und Helme und halten sich martialisch Schlagstöcke vor die Brust. Seit drei Stunden stehen sie nun schon hier am Eingang des City College, der öffentlichen New Yorker Universität, die wegen der Qualität ihrer Ausbildung auch das Harvard der einfachen Leute genannt wird. Scheinbar wahllos verhaften sie seither StudentInnen, teilweise mit rabiater Gewalt und setzen sie in wartende Gefängnisbusse. Im Halbstundentakt werden sie abtransportiert, freiwillige Rechtsanwälte versuchen rufend die Namen zu erfahren, um den Verhafteten Beistand zukommen zu lassen.