Außenministerin Annalena Baerbock ist noch bis Dienstag im fernen Ozeanien unterwegs. Nicht immer stehen dabei schwere Themen auf dem Programm.

Während ihres Australien-Besuchs am gestrigen Freitag nahm die Bundesaußenministerin an einer Zeremonie in Adelaide teil. Es war eine Zeremonie, mit der Deutschland mehrere Kulturgüter an Vertreter der indigenen Gemeinschaft der Kaurna „rückführte“, wie es in schönstem Behördendeutsch heißt. Mit der Rückgabe eines Speers, eines Grabstocks, einer Keule und eines Netzes kehre auch die Geschichte der Kaurna nach Australien heim, sagte Baerbock. „Wir sind dankbar und froh, sie nun zu Hause zu wissen.“

 

Die Kaurna sind ein Stamm der Aborigines, der traditionell in dem Land lebte, das in und um die Adelaide Plains von South Australia liegt. 7200 Hektar umfasste das Land. Die Sprache der Kaurna war das Kaurna Warra. Doch das ist lange her. Sehr lange.

Der traditionelle Lebensweg des Kaurna-Stamms wurde innerhalb von zwanzig Jahren durch die europäische Kolonisation zerstört. Im Jahr 1856 sank die Bevölkerungszahl der Kaurna von 1000 auf 180. Zusätzlich dezimiert wurden die Kaurna im Jahr 1836 durch die Ausbreitung der Pocken.

Der Stamm der Kaurna haben eine reiche Geschichte.

Es ist eine reiche Geschichte, die das Volk der Kaurna zu erzählen hat. Und es ist der Zugang zur eigenen Geschichte, der die Grundlage kultureller Selbstbestimmung sei, sagte Baerbock weiter. Daher treibe Deutschland gemeinsam mit Ländern, Kommunen und Museen die Rückgabe von Kulturgütern aus Kolonialkontexten voran.  

Offiziell zurückgegeben wurden die vier Objekte bereits im August 2023. Die Außenministerin hätte damals schon nach Australien reisen sollen. Sie musste die mehrtägige Reise aber wegen technischer Probleme an ihrem Flugzeug abbrechen. Mit einem in die Jahre gekommenen Airbus A 340 schaffte es die Außenministerin damals gerade mal bis Abu Dhabi. Nach einem Tankstopp in dem Emirat versagten die Landeklappen ihren Dienst. Man wollte zwar die Flugreise fortsetzen – doch zweimal innerhalb von 24 Stunden musste der Airbus umkehren. Baerbock gab schließlich auf. Frustriert. „Das ist mehr als ärgerlich“, sagte sie – und flog mit einer Linienmaschine wieder nach Hause.

Damit so etwas nicht noch mal passiert, reiste Baerbock diesmal mit der „Airforce One“. Diesen Airbus A 350 mit dem Namen „Konrad Adenauer“ dürfen normalerweise nur Bundeskanzler und Bundespräsident besteigen. Es ist das Beste, was die Luftwaffe zurzeit zu bieten hat. Und es ist das, mit dem die Außenministerin erfolgreich in Australien landete –nach knapp 19 Stunden Flugzeit und zwei Stunden Tankstopp auf der indonesischen Insel Bali. Rechtzeitig zur Zeremonie bei den Kaurna.

Zuletzt lagen die Artefakte in einem Museum in Leipzig.

Vor der Rückgabe von Speer, Grabstock, Keule und Netz waren die Artefakte zuletzt im Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig ausgestellt. Die deutschen Missionare Christian Gottlob Teichelmann und Clamor Wilhelm Schürmann hatten die Gegenstände in der Zeit von 1838 und 1839 im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft Dresden gesammelt. Die beiden Missionare erforschten damals auch die Sprache der Kaurna und dokumentierten sie durch Wortlisten.

Baerbock führt ihre Reise an diesem Samstag in Neuseeland fort, die sie von Sonntag bis Dienstag nach Fidschi führt. Im Mittelpunkt des Besuchs stehen neben sicherheitspolitischen Fragen im Indo-Pazifik-Raum auch Themenbereiche wie Handel, Wirtschaft, Klima, Wissenschaft und Kultur.

Es ist eine Reise, bei der die Vielfliegerin Neuland betritt. In Fidschi mit seinen mehr als 300 Inseln im Südpazifik, bis 1970 eine britische Kolonie, war noch keiner ihrer Vorgänger. Der letzte bilaterale Besuch eines deutschen Regierungschefs in Australien und Neuseeland liegt fast 30 Jahre zurück: Helmut Kohl, 1997.