Ein mittelalterliches Prahmboot im Arendsee in Sachsen-Anhalt wurde von Tauchern gesichert. Nun soll der Fund gehoben werden. Bis dahin könnten aber noch einige Monate vergehen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Der Bergung eines rund 800 Jahre alten Prahmboots im Arendsee (Altmark) steht fast nichts mehr im Weg. „Der Prahm ist sehr stabil und massiv, insbesondere der Kiel“, sagt Projektleiter Sven Thomas vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

 

Ein Team von Unterwasserspezialisten hatte in den vergangenen Tagen die Bergung vorbereitet und dabei 50 Tauchgänge bis in eine Tiefe von 35 Metern absolviert.

Schiff ist rund 800 Jahre alt

Ein Prahm oder Plattbodenschiff ist ein Transportschiff mit schlanker und flacher Rumpfform, es ist seit der Römerzeit bekannt. Das Boot im Arendsee besteht aus Eichenholz und stammt aus der Zeit um 1265.

„Das Schiff kann geborgen werden, ohne dass wir Angst haben müssen, dass es dabei auseinander fällt“, erklärt Thomas. „Wir wissen jetzt, wie es gebaut ist und wo wir die Trägerkonstruktion anbringen müssen.“ Der Plan zum Heben werde in den nächsten Wochen ausgearbeitet. Die Bergung könnte dann im September erfolgen.

Römisches Plattbodenschiff (Prahm) im Römermuseum in Xanten. Foto: Imago/Ralph Lueger

Pferd und Baumaterial an Bord gesunken

Nach Angaben von Thomas liegt das Prahmboot, dank der Arbeit mit einer Hochleistungspumpe eines halleschen Spezialunternehmens, jetzt im See komplett frei. Außerdem wurden zahlreiche Funde nach oben gebracht. „Wirbelknochen deuten darauf hin, dass möglicherweise ein Pferd an Bord war, als das Schiff unterging, oder Fleisch als Nahrungsmittel transportiert wurde“, betont der Projektleiter.

Zudem fanden die Taucher zahlreiche Baumaterialien vom damaligen Kloster am Arendsee, etwa Dachziegel und Reste von zeitgenössischen Ziegelsteinen. Ebenso fanden sich Teile gut erhaltener Seile, als Teil der Besegelung des Prahms, sowie Faserreste, möglicherweise vom Segel.

Was den Prahm so wertvoll macht, sind die einmaligen Verzierungen mit Tierköpfen an Bug und Heck. Das zwölf Meter lange und 2,50 Meter breite Boot wurde durch Ruder und Segel angetrieben.

Boot soll im See konserviert werden

Die geplante Bergung eines mittelalterlichen Schiffes aus dieser Tiefe ist bislang einmalig in Europa. Nach der Bergung an der Oberfläche soll das Boot mit hochauflösenden Kameras erfasst und durch diese 3D-Dokumentation digital gerettet werden. Die Daten stehen der Forschung und der musealen Visualisierung und Präsentation zur Verfügung.

Für eine dauerhafte Konservierung und Lagerung des Bootes an Land wären erhebliche Finanzmittel notwendig, die derzeit nicht zur Verfügung stehen. Nach der Dokumentation wird es noch tiefer in dem See abgesenkt und mit einem Spezial-Vlies abgedeckt.

Das Prahmboot wurde bereits in den 1990er Jahren von Sporttauchern entdeckt. Mit 55 Metern Tiefe gilt der Arendsee als einer der tiefsten natürlichen Seen in Norddeutschland.